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Maria und Markus Neutz

71576 Burgstetten

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FÄHRTE

Obwohl die Nasenarbeit an sich sicherlich der ursprünglichen Hundenatur am ehesten entspricht und daher auch jeder Hund die Grundvoraussetzungen mitbringt, ist die Sportfährte eine Kunst für sich. Denn durch die genauen Vorgaben der Prüfungsordnung, welche gerade nicht ein ursprüngliches Suchverhalten (Stöbern, phasenweise hohe Nase, Geschwindigkeitsveränderungen u.s.w.) verlangen, sondern die ruhige, hochkonzentrierte Suche möglichst ohne jegliche Abweichung - ist es zwingend erforderlich dem Hund von Anfang an die richtige Einstellung und Technik zu vermitteln.

Fährtenaufbau

Das Fährtenquadrat

Ich beginne die Fährtenarbeit möglichst früh, am besten sobald sich der Welpe eingelebt hat und gut frisst. Hierin sehe ich nur Vorteile, denn alle Hunde die unter meiner Anleitung die Fährtenausbildung im Welpenalter begonnen haben, zeigten später von sich aus auch in Stresssituationen häufiger und zuverlässiger die erlernte Suchtechnik und hatten auch meist eine tiefer motivierte Einstellung auf der Fährte -als seien darauf geprägt worden, als sei die Sportfährte das Natürlichste der Welt.

Ich fange mit der weit verbreiteten Methode des Fährtenquadrates an - einem Quadrat, circa 1m auf 1m, in dem sehr viel Trockenfutter gleichmäßig verteilt wird. Ich verwende zunächst das Welpentrockenfutter und stelle dann auf die sogenannten "Kraftbrocken" (Nachfolger des DOKO) um. Dieses Futter riecht sehr gering, zieht Ameisen extrem wenig an, kann sehr gut in kleine Stückchen gebrochen werden und hat eine unscheinbare Optik.

 

Elementare Lernziele des Fährtenquadrates sind:

 

1. Herstellen einer Verknüpfung zwischen Futter und dem Geruch, der durch die Bodenverletzung beim Treten des Quadrates entsteht.

 

2. Erlernen der ruhigen, konzentrierten Grundstimmung, die der Hund fortan auf jeder Fährte einnehmen sollte

 

3. Verknüpfung des Suchkommandos mit der Tätigkeit durch dessen Wiederholen während der Hund gerade Futter findet

 

4. Vermittlung der wichtigsten Prinzipien der Suchtechnik, insbesondere der Winkelarbeit und der Bedeutung des Abstoppens durch die Leine

 

5. Führigkeit zur Fährte und Warten auf die Freigabe durch Kommando

 

Zu 1. , 2. und 3. bedarf es wohl weniger der Erläuterung, da viele Methoden auf diese Punkte zu Recht sehr viel Wert legen. Hierfür ist das Quadrat eine ideale Maßnahme, da der Hund auch die Zeit bekommt sich in seine Suche zu vertiefen und nicht verlockt ist einer Spur hinterher zu hasten.

 

Punkt 4 ist ein Werkzeug, das für die spätere Fährtenausbildung von großer Bedeutung ist. Verläßt der Hund das Quadrat um mehr als bis zu seiner Schulterpartie, wird er vom Hundeführer sanft aber bestimmt mit der Leine blockiert. Der Hund wird sich früher oder später rückwärts orientieren, nun wieder auf das Futter im Quadrat stoßen und wird somit für sein Verhalten belohnt. Dies geschieht je nach Hund einige bis mehrer Male und folgende wichtige Verknüpfungen entstehen:

- Außerhalb des Quadrates findet sich kein Futter

- Durch Drehen des Kopfes oder leichtes zurück bewegen des Körpers kommt man wieder auf die Bodenverletzung und findet Futter

- Die stoppende Leine bedeutet genau dies: hier keine Fährte und damit auch kein Futter, es ist erforderlich sich auf kleinst möglichem Wege wieder in die Fährte/ das Quadrat einzusuchen

Gerade für das Erlernen einer perfekten Winkelarbeit ist die stoppenden Leine und deren Verständnis erforderlich und auch später sobald der junde Hund die Fährte um mehr als eine halbe Hundelänger verlässt, wird er mit der Leine gehalten, bis er sich selbstständig wieder eingesucht hat.

 

Bei Punkt 5 lege ich bereits nachdem der Welpe verstanden hat, dass in den Quadraten Futter ist und beginnt Trieb auf diese zu entwickeln, großen Wert darauf, dass er lernt sich zurückzunehmen und zumindest eine Grundstellung mit Hilfe der Futterhand am Abgang einzunehmen. Dabei soll er sich vollständig auf den Hundeführer fokussieren, um dann nach Freigabe durch Suchkommando ruhig den Kopf zu senken und sofort intensiv zu suchen. Diese Übung setze ich fort und erschwere sie an den Ausbildungstand des Hundes angepasst nach und nach, bis der Hund immer im perfekten Prüfungsbild in jedem Training an die Fährte geführt wird.

 

Genau diese Dinge machen später einen sicheren Fährtenhund aus!
Darum lohnt es sich in den Fährtenquadraten genau zu arbeiten und auf diese Details Wert zu legen.

Es werden abgestimmt auf den jeweiligen Hund 10 bis 15 Fährtenquadrate gesucht, bis es auf die erste Fährtenspur geht. Es macht Sinn einfach einen Teil der täglichen Fütterung des Welpen auf das Absuchen eines Quadrates zu legen.

Ein Video sagt mehr als tausend Worte. Hier seht ihr meine Freundin Daniela mit ihrer Qwen beim Absuchen eines Fährtenquadrates:

Die erste Spur

Die erste Spur beginnt mit einem kleinen Abgangsdreieck in dem sich ähnlich dem Quadrat viel Futter befindet. An der Spitze des Dreiecks befindet sich etwas mehr Futter als in der Basis. Die Spitze verjüngt sich in einen Tritt von diesem aus reihen sich die weiteren Tritte der Fährte wie eine Perlenkette ohne Abstände aneinander. Dies ist für Welpen Anfangs deutlich leichter zu verfolgen und die Einspurigkeit vermeidet, dass Tritte einer Seite ausgelassen werden. In jedem der Tritte befindet sich ein Futterstück, wahlweise in der Spitze oder in der Hacke. Das ist nämlich Geschmacksache. Die erste Spur ist etwa 10 Meter lang und in der Form einer S-Kurve, was den Hund von Anfang an zwingt auch tatsächlich jeden Tritt zu suchen und ein einfaches Ablaufen der Fährte unmöglich macht. Das Werkzeug der Schlangenlinien behalte ich lange bei und baue es auch beim prüfungsfertigen Hund immer wieder zur Kontrolle ein.
Die ersten Fährten enden in einem kleinen Futterfeld, nicht größer als zwei Tritte nebeneinander. Hier findet sich wieder etwas mehr Futter, aber nie eine Art Jackpot! Denn der Weg ist das Ziel! Die Fährte an sich sollte das Wichtigste sein für den Hund.

Umgang mit Ablenkungen

Bei Ablenkungen (die ich von Anfang an auch nicht scheue) halte ich, sobald der Hund die Sucharbeit dafür unterbricht, ihn nur passiv mit der Leine fest, damit er nicht die Fährte verlassen kann und warte bis er sich selbstständig der Fährte wieder zuwendet. Das kann unter Umständen einige Minuten dauern. Aber der Hund lernt, dass es keinen anderen Weg gibt um von diesem Acker oder dieser Wiese runter zu kommen, als die Nase auf die Fährte zu nehmen und zu suchen. So verlieren Ablenkungen schnell ihren Reiz, da man ihnen ohnehin nicht nachgehen kann. Hier gebe ich auch niemals Suchkommandos oder dergleichen, der Hund soll das selbstständig für sich lösen und die richtige Entscheidung treffen. Korrekturen mit der Stimme würden hier nur den Hund verunsichern und sind auch nicht notwendig. Diese verwende ich erst sehr spät in der Ausbildung, wenn der Hund zum Beispiel wider besseren Wissens in eine Wildspur einbiegen möchte.

Der erste Gegenstand

Sehr bald bildet bei mir aber ein Gegenstand der der Prüfungsordnung entspricht das Ende der Fährte (wie hier im Video bei einer von Mayas ersten Fährten). Kurz vor dem Gegenstand lege ich etwa 5 Brocken Futter auf die gleiche Stelle. Sie dienen nur dazu den Hund abzubremsen bis ich mich hinter den Gegenstand bewegen konnte und ein Hand voll Futter auf diesen legen konnte. Nun bemerkt der Welpe die Futterhand und wird sich früher oder später ablegen um an das Futter zu gelangen. Jetzt öffnet sich die Hand und der Welpe wird gelobt und mindestens eine Minute lang Brocken für Brocken auf dem Gegenstand gefüttert, welcher für ihn zum wichtigsten Teil der Fährte und einer Art Futterschalter werden soll, der sich immer dann aktiviert wenn man sich davor ablegt. Ein solcher Gegenstand wird nun über Monate die Fährte beenden. Das Futter zum Abbremsen wird langsam reduziert. Parallel dazu lehre ich dem Hund das perfekte Verweisen der Gegenstände außerhalb der Fährte mittels Shaping.

Hier zeigt Nike eine ihrer ersten Futterspuren mit Endgegenstand:

Und so sieht es dann viele Fährten später aus. Nike beginnt mit ihrem Fährtenritual. Sie legt sich selbstständig vor der Fährtenarbeit in Sichtweite der Fährtentafel ab und signalisiert ihre Bereitschaft zur Suche. Nun wird sie in dieser Position gefüttert, bis sie vollständig ruhig und konzentriert ist. Dann führe ich sie ihrem Ausbildungsstand entsprechend korrekt an den Fährtenabgang. Die Sucharbeit zeigt sie selbstständig, ich lobe sie nur in absoluten Ausnahmefällen, da das gefundene Futter und der Spaß am Suchen selbst Motivation des Hundes bilden sollen. Diese Eigenständigkeit versuche ich den Hunden von Anfang an zu vermitteln und hatte hierdurch noch nie einen Hund der mich plötzlich auf einer Prüfung hilfesuchend ansah oder aufgab.

Die Fährten setzen sich in Schlangenlinien fort, nach und nach werden normal ausgetretene Winkel eingebaut die wie der Rest mit jedem Tritt Futter bestückt sind und für die Hunde keine besondere Schwierigkeit darstellen. Die Fährtenlänge sollte den individuellen Fähigkeiten des Hunde, Tagesform, Geländeschwierigkeit und Wetterbedingungen angepasst sein. Wie man sieht gehe ich von Anfang an mit den Welpen in jedes Gelände das sich findet. Dies hat sich bewährt, sodass ich keine Acker- oder Grassspezialisten mehr habe, sie nehmen alles was kommt ohne Leistungsunterschiede.

 

Den Gegenstand verweist Nike nun schon selbstständig. Sie hat das Verweisen außerhalb der Fährte sehr schnell begriffen und ich konnte daraufhin auch schnell die Hilfestellungen am Endgegenstand in der Fährte abbauen.

Der Futterabbau

Mit dem Futterabbau beginne ich sobald der Junghund nahezu fehlerfrei Futterfährten mit Schlangenlinien und Winkeln auf jedem Gelände ausarbeiten kann. Dann lasse ich immer mal wieder einen Tritt Futter aus.

Allmählich schreitet der Futterabbau voran, sodass sich mal kleine Futterstraßen mit 3 oder 4 Tritten Futter hintereinander mit 2 oder 3 futterlosen Tritten hintereinander abwechseln. Wichtig ist, dass es stets unberechenbar bleibt. Über viele Fährten werden es immer mehr futterfreie Abschnitte, die sich mit einzelnen Tritten mit Futter aber auch mit Futterstraßen abwechseln, letztere sollen wieder Ruhe reinbringen und den Hund an seine erlernte Technik nämlich das Suchen Tritt für Tritt erinnern. Am Ende der Fährte lege ich beinahe immer auch beim prüfungsfertigen Hund eine Futterstraße von ungefähr 10 Tritten und erst dann nach einigen futterfreien Tritten kommt der letzte Gegenstand. Dies ist eine kleine Belohnung und dient einem harmonischen Abschluss der Fährte- egal wie schwierig es vorher war, am Ende findet der Hund das von Welpenalter an gewohnte Bild vor und hört immer mit einem Erfolg, nämlich der perfekten letzten Passage und dem Endgegenstand auf.

Weitere Gegenstände baue ich erst ein, wenn der Endgegenstand, egal wie er gelegt wird und wie schwierig die Gesamtumstände sind, immer sicher verwiesen wird. Bei später auftretenden Unsicherheiten im Verweisen greife auch immer wieder auf Fährten mit nur einem Gegenstand zurück.

Wichtig ist im Fährtentraining, dass niemals ein Schema für den Hund erkennbar sein sollte. Auch darf sich keine Langeweile einschleichen. Durch anspruchsvolles Legen, oftmals auch fernab von irgendwelchen Prüfungschematas erhalten wir die Suchfreude des Hundes, welche wir ihm von Beginn an vermittelt haben.

Fährtenarbeit ist mit jeder Hunderasse möglich. Gerade für Jagdhunderassen ist dies eine tolle Auslastungsmöglichkeit. Fährtenarbeit ist Kopfarbei und verlangt dem Hund viel Konzentration ab, gleichzeitig ist sie körperlich schonender als andere Bereiche des Hundesports und bietet sich daher gerade auch für sehr junge, alte und körperlich nicht mehr ganz so belastbare Hunde an.

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